Literatur-Café : Christel Weimar: Fontaneprogramm

02. 04. 2019

Ein Spaziergang durch Fontanes Leben
Die Rezitatorin Christel Weimar stellte im Wusterhausener Literatur-Café den rund 60 Besuchern die heitere Seite des Dichters vor
Von Renate Zunke
Wusterhausen Fontanejahr in Brandenburg anlässlich des 200. Geburtstages  des märkischen Dichters – daran kommt auch die beliebte Veranstaltungsreihe „Literatur-Café“ der Wusterhausener Bibliothek nicht vorbei. Etwa 60 Leute füllten am Mittwochnachmittag den Alten Laden des Herbst`schen Hauses, um sich bei Kaffee und Kuchen auf die Spuren von Theodor Fontane  zu begeben. Rezitatorin Christel Weimar aus Neuruppin hatte dann auch ganz viel Fontane im Gepäck. Kantorin Hayan Kim bereicherte das Programm musikalisch am Klavier.
Um es gleich vorweg zu sagen: So mancher, der nur die Pflichtlektüre aus der Schulzeit in Erinnerung hatte, lernte den jungen sowie den alten Fontane an diesem Nachmittag von einer ganz neuen Seite kennen, nämlich der heiteren. Dafür hatte die Rezitatorin eine Fleißarbeit geleistet. Christel Weimar sagte: „Ich saß in Vorbereitung des Programms mit vielen, vielen Büchern um mich herum da, die ich dann alle durchgewälzt habe. Es war eine Arbeit von Monaten.“ Im Programm durfte eingangs natürlich nicht der Hinweis  fehlen, dass in Theodor Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ auch  Wusterhausen Erwähnung findet.
Am 30. Dezember 1819 in Neuruppin geboren, besuchte er von 1832 bis 1833 das Neuruppiner Gymnasium. Als nicht sehr nett hätte er später seine Geburtsstadt betitelt, berichtete Christel Weimar. Fontane begann 1836 in Berlin eine Apothekerlehre. 1849 gab er den Beruf des Apothekers auf, um sich als freier Schriftsteller zu betätigen.
 Anlässlich seiner Verlobung mit Emilie Rouanet-Kummer entstand das Gedicht „Gewonnen“, das Christel Weimar vortrug und das die Zuhörer berührte. Der Dichter hätte später seine Ehefrau als nicht besonders zartfühlend bezeichnet und ihr sogar Lieblosigkeit vorgeworfen, erklärte Weimar. Sie zitierte zur Erheiterung des Publikums seine Vorstellung von einer guten Frau: „Sie muss alles sehen aber nicht alles sehen wollen.“ Und: „Über Ehen kann nur sprechen, wer sie auch durchfochten hat.“
Viele liebevolle Briefe schrieb der Romancier an seine einzige Tochter Martha, genannt Mete,  so Weimar. Fontane gab der geliebten Tochter Ratschläge wegen ihre angeschlagenen Gesundheit und unterschrieb mit: „Es grüßt Dich Dein alter Papa.“
Zu seinen Lebensmaximen zählte: Die kleinen Freuden aufpicken, bis das große Glück kommt. Und wenn es nicht kommt, dann hat man wenigstens die „kleinen Glücke“  gehabt. Dazu gehörte für ihn das Essen. In  Briefen, aus denen Christel Weimar vortrug,  schildert der Dichter etliche komische und peinliche Episoden, die Mahlzeiten im Ausland betreffen. Sowieso war Fontane der Meinung, dass ein gesunder Magen fast wichtiger wäre als ein gesundes Herz, erfuhren die Zuhörer. Die englische Küche bezeichnete er als schandbar, die ihm einen verdorbenen Magen beschert hätte.
Lebensbilanz zieht Theodor Fontane in einem Brief an seine Frau, indem er unter anderem schreibt: „Es ist alles leidlich geglückt.“ Er sei ruhig und friedlich gestorben, ein Philosoph noch im Tod, wird berichtet. Dass er einer der ganz großen war, wird jedem bewusst, der sich mit dem umfangreichen Werk des märkischen Dichters beschäftigt. „Er war ein Weltdichter, nicht nur ein Schriftsteller der Mark“, sagte eine Zuhörerin nach der Lesung in Wusterhausen.  

 

 

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