Plänitzer Münzschatz
Zitat aus
Ein „interkulturelles“ Medaillon mit Einflüssen unterschiedlicher Zeiten und Regionen von Plänitz in Brandenburg
Thomas Kersting
Quelle: Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas (BUFM) 60, Seiten 453–461
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Der Münzfund von Plänitz im Ruppiner Land (Lkr. Ostprignitz-Ruppin) wurde 2004 auf einem Acker auf einem bekannten Siedlungs-Fundplatz entdeckt. Beobachtungen ehrenamtlicher Mitarbeiter führten zu einer kleinen Grabung, bei der 601 Randpfennige aus der Mitte des 11. Jhs. gefunden wurden. Mit einem Silbergewicht von 650 g gilt der Münzfund als der größte und schwerste Schatz des 11. Jhs. in der Prignitz und im Ruppiner Land. Man hatte den Schatz inmitten der slawischen Siedlung im anstehenden Sandboden vergraben, wahrscheinlich in einem Leinenbeutel. Die Blechmünzen haben Durchmesser zwischen 13,4 und 19,5 mm und mehrheitlich einen T-förmigen Rand, weshalb man sie auch als Randpfennige bezeichnet; bekannter sind sie jedoch unter der Bezeichnung Sachsen- oder Wendenpfennige. Der Plänitzer Schatz besteht im Wesentlichen aus zwei Typen. Der erste zeigt auf der Vorderseite ein Kreuz im Kugelkreis, auf der Rückseite ein Keilkreuz mit Punkten und Winkeln und ist vermutlich ab 1060 in der Mark Meißen entstanden. Der zweite Typ hat ein Kreuz mit Kugeln und Ringeln in den Winkeln sowie auf der Rückseite ein Keilkreuz ohne Beizeichen. Solche Pfennige prägte man 1065 im mittleren Saale-Gebiet, möglicherweise in Naumburg. Einige wenige andere Münzen sind älter und stammen aus den Herzogtümern Niederlothringen und Sachsen. Das älteste Stück ist ein Denar Ottos I. (des Großen) aus Köln aus der ersten Hälfte des 10. Jhs.
Der – alles in allem – in seiner Zusammensetzung wenig auffällige Schatz enthielt als einzigen „nichtmonetären“ Bestandteil auch ein zunächst exotisch wirkendes Medaillon.
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Landesgeschichtliche Einordnung
Der Fundort Plänitz ordnet sich mit seiner slawischen Siedlung in das charakteristische frühmittelalterliche Siedlungsbild der Gegend ein, die seit dem 7./8. Jh. durchgehend besiedelt und bewirtschaftet wurde. Er liegt im 948 erstmals erwähnten slawischen Stammesgebiet der Dossanen, deren Verwaltungs- und Handelszentren die stark befestigten Burganlagen in Wusterhausen und Kyritz waren. Der Fund zeigt in Verbindung mit anderen Münzschätzen aus dem westlichen Brandenburg erneut, dass im 11. Jh. nicht nur Zentralorte an Handel und Austausch beteiligt waren, sondern auch kleinere, offene Siedlungen. Der Plänitzer Schatz, der vielleicht erst Mitte des 12. Jhs. niedergelegt wurde, hängt nicht nur räumlich eng mit jüngst entdeckten Schwertgräbern derselben Zeit aus dem unmittelbar benachbarten Wusterhausen zusammen. Mit seinen Fernbeziehungen und gerade auch mit seinem „zwischen den Kulturen schwebenden“ Charakter passt er sehr gut zu den in Wusterhausen bestatteten Angehörigen einer slawisch-deutschen Elite zwischen Christen- und Heidentum.
Im Kontext mit den direkt benachbarten beiden Burgwällen, mehreren umfangreichen (aber verlorenen) Münzschätzen und noch weiteren herausragenden Schwertgräbern der gleichen Zeit deutet sich in diesem Raum eine Art „Reichtumszentrum“ an, das sich vor dem Ausgriff des Deutschen Reiches in die Nordmark 1147 im Zuge des „Wendenkreuzzuges“ herausgebildet hatte.
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Das Medaillon von Plänitz
ist im westslawischen Raum und darüber hinaus absolut einzigartig... Es führt Motive aus Bildtraditionen mehrerer Kulturkreise und Jahrhunderte zusammen.
Durchmesser 32 mm
1,13 mm Stärke
Gewicht 9,09 g.
Darstellung auf museum-digital.de (inkl. 3D-Version)
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006
Sachsenpfennig,
einseitig, schwebendes Kreuz im Kreis, außen III, o und +
(MOL B 1 var.)
Zeit (nach Kilger) um 1030
Gewicht 1,03 g
Durchmesser 16 mm
042
Sachsenpfennig,
(MOL A 5:1/1 und var.)
Zeit (nach Kilger) 1060-1080
Gewicht 1 g
Durchmesser 14 mm
043
Sachsenpfennig,
Sal D 4:1/1 und var.)
Zeit (nach Kilger) 1060-1080
Gewicht 1,14 g
Durchmesser 15 mm
109
Sachsenpfennig,
Zeit (nach Kilger) n.n.
Gewicht ? g
Durchmesser ? mm