Feldherr und Feingeist

Über Friedrich den Großen gibt es immer noch Interessantes zu erfahren – trotz umfangreicher Berichterstattungen im 300. Geburtsjahr des großen Preußenkönigs. Immerhin fanden sich trotz Schnee und Straßenglätte am Freitagabend 25 Leute im „Alten Laden“ des Herbst’schen Hauses in Wusterhausen ein. Hierher wurde zu einem Vortrag mit dem Neuruppiner Verleger Günter Rieger eingeladen. Der ausgewiesene Friedrich-Kenner und -Experte sparte eingangs der Veranstaltung nicht mit Lob über das „tolle Museum“ in der Schusterstadt. In dieser Hinsicht soll sich auch in der Kreisstadt demnächst einiges tun, erfuhren die Zuhörer – das Neuruppiner Heimatmuseum bekommt einen neuen Anbau, in dem dann auch der Alte Fritz den gebührenden Platz erhalten soll. Bisher gibt es für dessen Geschichte nur ein kleines Räumchen. Dabei sei er doch ein touristisches Pfund, mit dem man im Ruppiner Land wuchern könne, berichtete Rieger.

 

Er entführte seine Gäste an Aufenthaltsorte Friedrichs und Schauplätze seiner Aktivitäten. Und so präsentierte er unter anderem die Bilder heutiger wunderschöner Landschaften, in denen einst der Siebenjährige Krieg seine Opfer forderte. Was erlebte der 16-jährige Friedrich in Dresden? Warum grauste ihn vor dem Schloss in Königs Wusterhausen? Was geschah in der Neuruppiner Zeit des Alten Fritz? Dass er als junger Mann an arme Kinder Taler verschenkte, gehört zu den Anekdoten, die man über ihn erzählt.

Er müsse aus der Distanz betrachtet werden, forderte Rieger. So wäre Friedrich ein Feingeist gewesen, der Flöte spielte, schriftstellerische, historische und philosophische Werke verfasste. Aber er war auch der grausame Feldherr, der über Leichen ging und absolut regierte. Und so bescheiden wie oft dargestellt, wäre er bei weitem nicht gewesen. Beweise seien der mit Brillanten besetzte Krückstock und wertvolle Schnupftabakdosen. Er war eine bedeutende Person, aber auch eine sehr einsame, stellte Verleger Günter Rieger klar.

Zu dieser Einschätzung passte so recht eine Originalgrafik des großen und bedeutenden Malers Bernhard Heisig aus dem Besitz der Wusterhausener Kulturvereins-Vorsitzenden Christiane Schael. Die Grafik war während des Vortrags ausgestellt und stellt den Alten Fritzen dar, fast wie eine Totenmaske, mit den markanten Zügen, die all seine Widersprüchlichkeit aufzeigen.

 

Renate Zunke (MAZ vom 30.01.2012)

 

Foto: Chr. Schael

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Veröffentlichung

Mi, 01. Februar 2012

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