Post und Chausseebau in der Frühen Neuzeit
Die unersättliche Lust des Berliner Hofes auf kulinarische Delikatessen – Austern, Südfrüchte und exotisches Gemüse wie Kartoffeln – gab den Ausschlag, im 17. Jahrhundert eine Küchenpost zwischen Berlin und Hamburg einzurichten. Mit dem Ausbau der über Wusterhausen führenden Strecke zur fahrenden Post mit öffentlicher Brief-, Waren- und Personenbeförderung wurde erstmals ein regelmäßiger Fahrplan eingeführt. Die Welt weitete sich – auch für die Provinz.
Doch die Wege blieben schlecht: Bis in das 19. Jahrhundert waren Reisen lebensgefährlich, umgestürzte Kutschen an der Tagesordnung. Erst mit dem preußischen Chausseebau, der gewaltige Summen verschlang, eroberte ein neues Prinzip die Welt der Wege: Erstmals flossen verkehrsplanerische, ökonomische und künstlerische Aspekte in den Straßenbau ein. Die nach römischem Vorbild entwickelten neuen Kunststraßen, für die namhafte Baumeister wie Friedrich David Gilly und Karl Friedrich Schinkel Entwürfe lieferten, folgten einem strengen ästhetischen Konzept. Die neue Strecke Berlin-Hamburg war nun in 30 Stunden zu bewältigen.
Handwerk und Gewerke im 19. Jahrhundert
Die Entstehung neuer Märkte generierte im 19. Jahrhundert Warenströme, die auch den Alltag der preußischen Provinz veränderten. Wusterhausener Schuster und Tuchmacher belieferten die umliegenden Märkte und die preußische Armee. Die Spezialisierung des Handwerks trieb allerdings auch seltsame Blüten: Um 1880 stellten in der Kleinstadt 97 Schuhmacher und 1 Schuhmacherin Damen- und Arbeitsschuhe her – Industrialisierung mit reiner Manpower. Der Schuhboom, durch den Wusterhausen den Beinamen Schusterhausen erhielt, dauerte jedoch nicht lange – 10 Jahre später war die Blase geplatzt, Berliner Maschinen übernahmen die Marktführung